„Schweigen ist die Grundlage für das Weiterleben von Rassismus“ – Dr. Nkechi Madubuko
Wir möchten nicht schweigen. Wir möchten uns solidarisch zeigen. Mit Schwarzen Menschen, die täglich mit Rassismus konfrontiert sind. Die von rassistischer Gewalt betroffen sind. Die auf die Straße gehen, um ihre Rechte einzufordern. Die endlich gehört werden.
Wir als Zugvögel sind ein Verein, der es als seine Aufgabe und Verantwortung betrachtet, Rassismus zu kritisieren. Wir versuchen in unserer Arbeit und unseren Aktionen, einen Beitrag zur selbstkritischen Auseinandersetzung zu leisten. Die gegenwärtige Situation, die Kraft und Dynamik der Black Lives Matter Bewegung möchten wir zum Anlass nehmen, uns vertieft mit dem Rassismus in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Auch in unserer Vereinsstruktur sind wir nicht frei von Rassismus, denn viele unserer Mitglieder sind durch ihr Weißsein privilegiert. Gerade deshalb ist es unsere Verantwortung, dass wir uns kritisch mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen.
Im Verein sind wir als Einzelpersonen auf verschiedene Weise priviligiert (Weiß, Cis-Gendered, Abled, Klasse) und möchten deshalb darauf hinweisen, dass einige Verfasser*innen diesen Text aus einer priviligierten Position heraus geschrieben haben. Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Sprache in einer strukturell ungleichen Gegenwart schreiben und ggf. auch in diesem Text eine nicht komplett inklusive Sprache verwenden und aus unserer priviligierten Position heraus eine machtvolle Sprache reproduzieren. Wir ermutigen die Leser*innen dieses Textes, den Verein als Verfasser*in dieses Textes darauf hinzuweisen, wenn in diesem Text eine dominante und ausschließende Sprache verwendet wird.
Der gewaltvolle Mord an George Floyd hat vor allem Kritik an der massiven rassistischen Polizeigewalt in den USA provoziert. Doch die Debatte darf sich nicht auf die Vereinigten Staaten von Amerika beschränken. Auch in Deutschland werden Menschen aus rassistischen Motiven von der Polizei diskriminiert, verfolgt und getötet: Die Namen Oury Jalloh oder Rooble Warsame sind wenigen Menschen bekannt. Sie sind nur zwei von vielen Schwarzen, die in Polizeihaft starben und deren Todesumstände bislang nicht aufgeklärt wurden. Auch während und nach den Black Lives Matter Demonstrationen in verschiedenen deutschen Städten berichteten Schwarze Menschen von rassistischer Gewalt durch die Polizei [2]. Dies sind nur die Fälle von extremer Gewalt. Racial profiling (in Deutschland gesetzlich verboten!) gehört für Schwarze Menschen und People of Color zum Alltag.
Denn Rassismus ist auch in Deutschland ein strukturelles Problem. Es ist bemerkenswert, dass in der medialen Berichterstattung Stimmen Schwarzer Menschen bislang kaum Gehör fanden, oder sie sich dieses schwer erkämpfen mussten.
Viel zu oft werden rassistische Verhaltensweisen als Einzelfälle beschrieben, für die einzelne rechtsextreme Menschen verantwortlich sind. Dabei ist Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem, dessen Bewältigung eine Aufgabe der weißen Mehrheitsgesellschaft ist. Alltagsrassismus ist ein täglicher Begleiter Schwarzer Menschen und People of Color. Rassismus ist nicht neu, hat doch Deutschland eine gewaltvolle Kolonialgeschichte, die bislang kaum aufgearbeitet ist. Um die Zukunft zu verändern, müssen wir uns mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen, sie kennen. Sie muss ihren Platz in der kollektiven Erinnerung erhalten.
Hier findet ihr bereits eine kleine Sammlung von hilfreichen Büchern, Podcasts und Filmen, die euch helfen können in eurer eigenen rassismuskritischen Bildung.
„Weiße Menschen tragen Verantwortung, an jeder Stelle der Gesellschaft Rassismus mit zu dekonstruieren. Ein kollektives Schweigen oder Vergessen darf nie wieder einsetzen. Deshalb: Bleibt aktiv, wach und in Bewegung!“ – Tupoka Ogette
[2] ein paar Erfahrungsberichte gibt es hier:  https://taz.de/Proteste-gegen-Rassismus-in-Berlin/!5688131/