Seit über einem Monat gehen deutschlandweit tausende Menschen auf die Straßen, um gegen die europäische Abschottung und einen vorherrschenden menschenrechtsverachtenden politischen Diskurs in Europa Stellung zu beziehen. Unter dem Dach der dezentral organisierten „Seebrücke“-Initiative steht insbesondere die Kriminalisierung und Verhinderung der Seenotrettung im Mittelmeer im Zentrum der Kritik.
Der rechte Regierungswechsel in Italien und die Unterstützung oder stillschweigende Duldung anderer europäischer AkteurInnen haben dazu geführt, dass zivilgesellschaftlich organisierte Seenotrettungsschiffe (wie die „Lifeline“, die „Aquarius“, „Seefuchs“ oder „Sea Watch 3“) davon abgehalten werden, mit vor dem Ertrinken geretteten Menschen in europäische Häfen einzulaufen. Der Kapitän der „Lifeline“ Claus-Peter Reisch musste sich sogar vor Gericht dafür verantworten, dass er mit seiner Arbeit einen Grundsatz des internationalen Seerechts beherzigt. Infolgedessen ist die Anzahl der im Mittelmeer ertrunkenen Menschen im Juni und Juli rapide angestiegen.
Als Verein nehmen wir die zunehmende Akzeptanz von offenem Rassismus in unserer Gesellschaft mit Unbehagen wahr. Darüber hinaus verstehen wir die individuelle Bewegungsfreiheit eines Menschen als Teil einer politischen Vision, welche im Sinne unseres Selbstverständnis anstrebt, postkoloniale Strukturen zu überwinden. Zu dieser theoretischen Vision gehört eine Praxis der sicheren Häfen, der solidarischen Städte und einer offenen Gesellschaft. Wir möchten deshalb die über 35.000 Menschen in ca. 50 verschiedenen Städten bestärken, die in den letzten Wochen deutlich gemacht haben, dass sie nicht länger nur zuschauen wollen.
Am 4. August werden zum einmonatigen Bestehen der „Seebrücke“-Initiative wieder Aktionen in zahlreichen Städten stattfinden. Vom 25. August bis 2. September ist außerdem eine Europäische Protest-Woche unter dem Slogan „Build Bridges not Walls“ geplant. Informiert Euch, ob es in eurer Umgebung bereits Initiativen gibt!
Wir rufen Euch auf: Mobilisiert und solidarisiert euch mit flüchtenden und migrierenden Menschen! Demonstriert gegen die menschenunwürdige Asylpolitik in Deutschland und in der EU und gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung!
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