Nach einer längeren Pause gibt es nun auch wieder eine aktive Regionalgruppe in Bayreuth mit fünf frisch geschlüpften und sehr motivierten Zugküken. Zum Auftakt unserer RG-Arbeit konnten wir gleich eine spannende Veranstaltung zum Thema „EU-Grenzregime in Afrika – die Sahara als tödliche Grenze der EU“ mitorganisieren. Der Vortrag mit anschließender Diskussion fand am 22.11. an der Uni vor einem kleinen aber feinen Publikum von etwa 30 interessierten Zuhörer*innen statt.
Der Referent Ibrahim Manzo Diallo kam aus Agadez im Niger und konnte zu Beginn des Vortrags aus erster Hand von den dortigen tödlichen Folgen des europäischen Grenzregimes berichten. Denn aufgrund des Drucks von Seiten der EU (in Form von Millionenbeträgen an Entwicklungshilfegeldern, die in die Aufrüstung von Polizei, Militär und Gendarmerie fließen) gebärt sich die Republik Niger als Vorzeigepartner in der europäischen Migrationspolitik, die das Ziel verfolgt die Transsahara-Reisewege zu schließen und sogenannte Schlepperei und irreguläre Migration zu bekämpfen. Die Folgen: Der Verfolgungsdruck sorgt dafür, dass Fahrer auf die entlegensten und gefährlichsten Routen ausweichen, wo Liegenbleiben in der Wüste für viele den sicheren Tod bedeutet. Außerdem hat in der Region Agadez, bekannt als Drehkreuz der Sahel-Sahara-Migration, die ortsansässige Bevölkerung durch die repressiven Maßnahmen ihre wichtigste wirtschaftliche Existenzgrundlage verloren. Denn die Kontrollposten an den Grenzen der Republik Niger sind angewiesen, Menschen abzuweisen, von denen sie glauben, dass sie auf dem Weg in die Migration sind, auch wenn diesen als Bürger*innen der westafrikanischen Staatengemeinschaft CEDEAO/ECOWAS eigentlich vertraglich garantierte Reisefreiheit zusteht. Diese Vorgaben aus Europa brechen also geltendes Vertragsrecht zwischen afrikanischen Staaten. Im zweiten Teil des Vortrags stellte Ibrahim schließlich die Initiative Alarmphone Sahara des transnationalen Aktivist*innennetzwerks Afrique Europe Interact vor, die er als Journalist und Aktivist in Agadez koordiniert. Das Projekt hat zum Ziel, die Menschen, die in die Migration gehen oder flüchten müssen, dabei zu unterstützen, dass sie den gefährlichen Reiseweg durch die Wüste überleben und möchte außerdem dokumentieren, was auf den Sahel-Sahara-Routen passiert und dafür in der internationalen Öffentlichkeit Sichtbarkeit herstellen. Nach etwa einer Stunde Vortrag gab es dann noch genug Zeit für Rückfragen aus dem Publikum und anschließend (in kleinerer Runde) ein gemeinsames Abendessen in einem Lokal in der Bayreuther Innenstadt.
Die Veranstaltung gab uns, als quasi neu ins Leben gerufene RG Bayreuth, die großartige Möglichkeit mit einem der Hauptanliegen der Zugvögel, dem Einsatz für Bewegungsfreiheit und gegen die aktuellen Politiken der Migrationskontrolle und Abschottung, an der Uni Präsenz zu zeigen. In nächster Zeit werdet ihr also hoffentlich öfter von uns hören 🙂